resultsfirstpreviousnextendexperthome

Statue eines Mantelpavians mit Königsfigur

5782a.jpg
5782b.jpg

Der auf den Hinterbeinen aufgerichtete Mantelpavian ist in seiner wuchtigen Plastizität summarisch gestaltet. Dies steht natürlich in Einklang mit dem Charakter des spröden Materials Granit. Die Vorderbeine sind aufgerichtet, die "Unterarme" sind entsprechend dem ägyptischen Gestus der Anbetung nach oben gerichtet. Vor dem mächtigen Tier steht eine kleine Gestalt in Königstracht, sie hat nur etwa drei Fünftel seiner Höhe. Den Kopf bedeckt das Kopftuch, den Nemes. Der König trägt den charakteristischen kurzen Schurz mit dem weit vorgestreckten dreieckigen Vorderteil. Der Oberkörper ist nackt. Der König nimmt mit den vorn flach auf dem Schurz aufliegenden Händen eine kanonische kultische Haltung ein, die als "den Gott viermal anbeten" bezeichnet wird.
Der Pavian hat in der theologischen Ikonographie viele Bedeutungen. Neben seiner Natur als Erscheinungsform von Thoth, dem Gott von Hermopolis, dem Schreiber der Götter, dem Patron von Wissenschaft und Beamtentum, ist seine Beziehung zum Sonnengott am wichtigsten. In der Bildsymbolik der ägyptischen Religion bedeutet der Pavian mit erhobenen Händen soviel wie die Anbetung der Sonne bei ihrem Aufgang. Das hat seinen Grund in einer Naturbeobachtung. Wenn die Mantelpaviane am frühen Morgen ihre Schlafplätze verlassen, gebärden sie sich in der Herde äußerst lebhaft und laut. Der auf Bildsprache ausgerichtete Sinn des Ägypters machte daraus ein Begrüßen der aufgehenden Sonne.
Die Sonne ist das große Bild des Werdens und Vergehens, wobei das Werden nicht möglich ist ohne das Vergehen und das Vergehen nicht ohne das Werden. Dazu kommt die Vorstellung von der Nachtfahrt der Sonne durch die Unterwelt: wenn sie auf Erden untergeht, geht sie in der Unterwelt auf. Sie durchzieht sie während der Nacht. Wenn sie die Unterwelt verläßt, geht sie auf Erden auf. Auf- und Untergang sind die kritischen Punkte des Sonnenlaufes, der Übergang von einer Welt in die andere, soviel wie Geburt und Tod, der zugleich Wiedergeburt ist. Der Sonnengott bedarf da der ganzen Loyalität seiner Equipe von Göttern und König. Es ist in der Tat von höchstem Verdienst, wenn sich der Pharao in den Dienst dieser Sache stellt, wenn er gleich den "Sonnenaffen" bei diesen kritischen Momenten dem Gott assistiert. Das ist der Sinn und Inhalt dieser Skulptur.
Die Herkunft der Gruppe ist unbekannt. Aus ihrem Charakter möchte man schließen, daß sie von einem Sonnenheiligtum stammt, einer Einrichtung, die man von mehreren Tempeln des Neuen Reiches kennt. Statuen von "Sonnenpavianen" sind ferner von der Basis der großen Obelisken bekannt wie am Eingang des Luxor-Tempels: auch der Obelisk ist ein Element des Sonnenkultes. Ursprünglich waren es wohl zwei oder eher noch vier Paviane: tatsächlich ist eine zweite, ganz ähnliche Gruppe bekannt (Berlin), bei der aber der Paviankopf modern ergänzt ist. Die Gruppe stammt sicher aus dem Neuen Reich. Bei der Wiener Gruppe ist auf der Brust des Königs ganz flüchtig ein Königsname graviert, er läßt sich aber nicht sicher lesen, und die Gravierung ist wohl auch nicht ursprünglich. Aus Stil, Haltung und Tracht der Königsfigur kommt die Zeit Amenophis' III. in Frage.

Standort

KUNSTHISTORISCHES MUSEUM [09/001] WIEN

Inventarnummer

5782

Datierung

18. DYNASTIE (nicht vor); AMENHOTEP III./AMENOPHIS III./NEBMAATRE ?; 18. DYNASTIE (nacht nich)

Fundort

UNBEKANNT

Gattung

STATUE

Material

GRANIT

Technik

BEHAUEN

Höhe

130 cm

Breite

42 cm

Tiefe

61.5 cm

Bibliographie