Der Gott der Weisheit und der Schrift, der auch ein Mondgott war. Er wird gewöhnlich als ibisköpfiger Mann mit einer Schreibpalette und einer Schreibfeder in der Hand dargestellt sowie mit den zwei Mondphasen auf seinem Kopf, der Mondsichel und dem Vollmond. Manchmal wird er vollständig als Ibis dargestellt. Es gibt auch viele Abbildungen des Gottes als Pavian. Über seinen Ursprung gibt es verschiedene Geschichten. In Memphis galt er als Zunge des Ptah. Anderswo ist er der Sohn des Osiris oder anderer Götter, darunter auch des Re, dessen Stellvertreter er als Mondgott ist. Wieder anderswo wird berichtet, daß die auf dem Kopf des Thoth befindliche Mondsichel vom Kopf des Seth stammt; analog dazu wird Thoth als Sohn des Horus, von Seth geboren, bezeichnet. Als Ibis kann er auch aus einem Ei geschlüpft sein. Thoth hatte zahlreiche Aufgaben, die fast alle mit seiner Weisheit zusammenhingen. Manchmal schreibt er die Namen des Königs auf die Blätter eines Baumes (der Persea). Damit verbunden ist seine Rolle als Festleger des Schicksals eines Kindes bei seiner Geburt und der Anzahl seiner Lebensjahre. Außerdem überwachte er den Lauf der Gestirne und war Herr der Zeit, die die Jahreszeiten, Monate und Jahre (in Bezug auf den Mond) unterschied, er überwachte die Richtigkeit und Pünktlichkeit der Opfer, war der Leiter aller Rituale, fungierte als Übersetzer etc. Seine Rolle beim Totengericht war ebenfalls von Bedeutung. In Darstellungen des Totenbuchs, wo das Herz gegen die Göttin Maat aufgewogen wird, ist Thoth derjenige, der das Ergebnis des Gerichtes aufschreibt. Sein wichtigstes Kultzentrum war die Stadt 'Chemenu' (später Hermupolis), wahrscheinlich schon seit dem Alten Reich, mit Sicherheit aber vom Mittleren Reich an; heutzutage ist von seinem Tempel aber nicht mehr viel erhalten. Nur zwei riesige Paviane, die Amenophis III. hier errichten ließ, sind noch vorhanden. Der Gott wurde auch an vielen anderen Orten verehrt, wie die vielen über ganz Ägypten verstreuten Ibisfriedhöfe zeigen. Vom Neuen Reich an scheint die Göttin Nehemet-aui seine Begleiterin zu sein, und in der Griechisch-Römischen Zeit wird sie sogar seine Frau genannt; zusammen mit ihrem Kind Hornefer bilden sie eine Triade. In der Ptolemäerzeit wurde Thoth mit Hermes assoziiert, woraus der Name Hermupolis entstand.