Das große, aus mehreren Blöcken bestehende Relief bildete ursprünglich die rechte Ecke des Eingangs zur Kultkammer der Mastaba. Es ist das einzige zusammenhängende Stück Wanddekoration, das aus dieser in römischer Zeit ausgeplünderten Grabanlage erhalten blieb. Die Diebe suchten Kalksteinblöcke, die sie für andere Bauten, aber wohl auch zum Kalkbrennen weiterverwenden konnten. Diesen Aktivitäten fiel fast die gesamte Ausschmückung des Grabes zum Opfer.
Die Blöcke treffen im rechten Winkel aufeinander; die geböschte Seite war Teil der Außenwand des Grabes, der gerade Teil bildete die von außen gesehen rechte Wand des Eingangs in die Kultkammer. Auf der Außenwand war der Grabherr Prinz Hem-iunu in sein Grab hineinschreitend dargestellt. Erhalten blieben von der nach links gewandten Gestalt nur der untere Teil seines langen Schurzes und die darunter sichtbar werdenden kräftigen Waden und Füße. Der untere Teil eines langen Amtsstabes ist ebenfalls noch erhalten, so dass sich die Szene gut ergänzen lässt : Der Prinz schritt würdevoll mit Amtsstab und wahrscheinlich einem Szepter in der anderen Hand ausgestattet in sein Grab; der weite lange Schurz und die vollschlanken Beine lassen vermuten, dass er wie in seiner Statue (PM 1962) als gewichtige, korpulente Persönlichkeit wiedergegeben war. Vor ihm war in drei senkrechten Zeilen seine Titulatur aufgezeichnet, an deren Ende sein Name steht. Nur die Reste der Zeilen, die in außergewöhnlich feinem erhabenem Relief ausgeführt wurden, sind noch erhalten.
Auf der schon im Durchgang liegenden Seite des Reliefs sind die Reste großer Opferaufbauten erhalten, die im oberen Bereich durch mutwillige Aushackungen stark zerstört sind. Unten erkennt man aber noch ganz links den Fuß eines Opfertisches und daneben verschiedene Fleischspeisen, schon zubereitet und auf Platten gelegt.
(1) (...) Vorlesepriester, Leiter-aller-göttlichen-Ämter, (...) (Größter-der-Fünf-des-Hauses-des)-Thot, Gottesdiener des Ba-en-anpet (= Bock von Mendes), (...) ein von seinem-Herrn Geliebter, Königssohn Hem-iunu. (2) Schat-Brot, Neheru-Brot, Chenfu-Brot, Sechet-Brot, Ta-uhem-Brot, geröstetes Getreide. (3) Kranich, Tjerep-Gans, Ser-Gans, Taube, Säbelantilope, junges Rind.
Bibliographie
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Junker, H., Gîza I : Die Mastabas der IV. Dynastie auf dem Westfriedhof (Akademie der Wissenschaften in Wien: Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften 69.1), Wien; Leipzig 1929, S. 148, Abb. 23 b, Tf. 17 a (Außenseite); S. 145-147, Abb. 23 c, Tf. 17 b (Durchgang).
Kayser, H., Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim, Hildesheim 1973, S. 49.
Porter, B. & Moss, R.L.B., Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings, vol. III².1 : Memphis, Oxford 1974, S. 122-123.
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Eggebrecht, A. (Hrsg.), Pelizaeus-Museum Hildesheim : Die ägyptische Sammlung, Hildesheim - Mainz 1993, Abb. 12.