glossarclose

Sargtexte

Coffin Texts.jpg

Bezeichnung für die Totentexte, die an den Seitenwänden der rechteckigen Särge der 1. Zwischenzeit und des Mittleren Reiches in Hieratisch oder in kursiven Hieroglyphen angebracht wurden, aber auch auf Grabwänden, Papyri und anderen Gegenständen der Grabausstattung. Viele dieser Texte haben ihren Ursprung in den Pyramidentexten, die an den Wänden der Pyramiden des Alten Reiches, erstmals bei Unas, angebracht wurden. Zu jener Zeit war der Gebrauch der Totentexte noch auf den König beschränkt, aber infolge des Zusammenbruches des Zentralstaats am Ende des Alten Reiches wurden die Sprüche auch für eine Bevölkerungselite verfügbar. In späteren Jahrhunderten wurde ein Teil dieses Textmaterials sogar einer noch breiteren Bevölkerungsschicht verfügbar (Totenbuch). Man kennt insgesamt etwa 1200 Sargtextsprüche; auf jedem Sarg befindet sich nur eine kleine Auswahl. Die Verteilung der Sprüche über die sechs Sargwände ist nicht immer zufällig - den Kopf des Toten betreffende Sprüche beispielsweise sind gewöhnlich am Kopfende des Sarges angebracht. Das Zweiwegebuch, eine mit einer Karte versehene Beschreibung der Unterwelt (vgl. das spätere Amduat), ist auf den Boden des Sarges geschrieben, so daß der verstorbene im Wortsinne auf seinem Weg ist. Die Sprüche sind eine bunte Sammlung von Texten; viele von ihnen haben das fortdauernde Leben des Verstorbenen und seine Auferstehung zum Hauptthema; Sprüche, die seine Versorgung mit Speisen und anderen Notwendigkeiten betreffen und die aus Opferritualen stammen wechseln sich ab mit Texten, die den Verstorbenen mit seiner Familie vereinen sollen oder mit Texten, die ihm die Fähigkeit verleihen sollen, sich nach Belieben zu verwandeln oder allen Arten von Gefahren aus dem Weg zu gehen. Darstellungen der Unterwelt und ihrer Bewohner sind sehr häufig mit einem deutlichen Schwerpunkt auf dem sogenannten Opfergefilde. Es gibt auch Sprüche, die den Verstorbenen davor bewahren sollen, im Jenseits Arbeiten verrichten zu müssen (vgl. die mit den Uschebti verbundenen Vorstellungen). Viele Sprüche haben Titel, die den Zweck des Textes erklären, manche haben auch eine Nachschrift, die oft eine Gebrauchsanweisung enthält.