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Hieratisch

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Eine kursive Form der ägyptischen Schrift, die praktisch gleichzeitig mit der Hieroglyphenschrift geschaffen wurde und eng mit ihr verwandt ist. Hieratisch war das Ergebnis des Schreibens auf Papyrus, Ostraka und anderen glatten Oberflächen mit einer Schreibbinse - folglich gingen viele Einzelheiten der Zeichen verloren. Am Beginn der ägyptischen Geschichte versuchten die Schreiber, viele der charakteristischen Elemente der Hieroglyphen ins Hieratische zu übertragen, aber bereits im Alten Reich waren einige Zeichen so 'kursiv' geworden, daß die Gestalt der ursprünglichen Hieroglyphe häufig nicht mehr zu erkennen war. Hinzu kam, daß einige Zeichen mit anderen zu sogenannten Ligaturen verbunden wurden. Vom Mittleren Reich an wird auch deutlich, daß es zwei Arten von Hieratisch gab, eine schöne und klare Unzialschrift neben einem kursiven Hieratisch mit noch kleineren und knapperen Zeichen. Aus dem neuen Reich besitzen wir viel kalligraphische Schriften, aber gleichzeitig werden die Unterschiede zum kursiven Hieratisch immer größer. Im Späthieratischen werden vielen Zeichen in der Unzialschrift wieder erkennbare Formen gegeben, die sich nicht mehr änderten. Gleichzeitig entwickelte sich das Kursivhieratische zu einer sehr schwierig zu lesenden Schrift, die oft 'Abnormhieratisch' genannt wird. Hieratisch wurde bis zum Ende des Neuen Reiches für alle Arten von Texten, seien sie administrativer, literarischer oder religiöser Nartur, verwendet. Der Name 'hieratisch' ('priesterlich') ist daher unrichtig. Der Begriff wurde von den Griechen zu einer Zeit eingeführt, als diese Schrift nur noch für religiöse Texte verwendet wurde. Für andere Schriftstücke wurde damals Demotisch verwendet. Die jüngsten hieratischen Texte datieren in das 3. Jahrhundert n. Chr.