Das rechteckige, vorne sauber geglättete und mit einer dünnen Stuckschicht überzogene Objekt zeigt eine typische Opfertisch-Szene. Auf der rechten Seite befindet sich die Darstellung einer Frau in langem Trägerkleid und mit langer Perücke, die Arm- und Fußbänder sowie einen schmalen Halsschmuck trägt und an einer langstieligen Lotusblüte riecht. Ihr gegenüber sitzt der Grabherr in weißem Kurzschurz und übergeworfenem Pantherfell, in der linken Hand ein Amulett (Anch ?) haltend; beide Handgelenke sind mit Armreifen geschmückt, auch er trägt einen Schmuckkragen um den Hals. Mann und Frau sitzen auf tierbeinigen Stühlen mit Rückenlehnen, unter denen jeweils eine Truhe steht. Zwischen den beiden Personen ist der mit stilisierten Broten beladene Opfertisch dargestellt, unter dem links und rechts des Tischbeins zwei Krüge stehen. Über der Szene läuft horizontal eine dreizeilige Inschrift; ebenso sind in vertikaler Anordnung zwei Zeilen Text hinter der Darstellung des Mannes angebracht.
Die Stilistik der Darstellungen erlaubt eine eindeutige Einordnung der Stele in die 1. Zwischenzeit. Für diese Epoche des Übergangs zwischen den Blütezeiten des Alten Reiches und des Mittleren Reiches ist der Verlust des Proportionskanons und seine allmähliche Wiedergewinnung charakteristisch. Die Körper der Personen sind hier noch überlängt, die Beine im Verhältnis zu den Armen viel zu lang, der Hals zu kurz. Andererseits sprechen die sorgfältig ausgearbeiteten Details an Kleidung, Schmuck und Figuren sowie die lebhafte Farbigkeit für ein neues Selbstbewusstsein der Handwerker, die diese Stele fertigten.
(1) Ein Opfer, das der König gibt (für) Osiris : ein Totenopfer für den Ehrwürdigen durch den Großen-Gott, den-zu-Häupten-des-Königs-Befindlichen (= Kammerherr), Vorsteher der Felder des Palastes Nemti-ui; seine von ihm geliebte Ehefrau, die Bekannte des Königs Hepi. (2) Es sind deine-beiden-Söhne Tjemsi (und) Iti, die dies für-dich gemacht (= gestiftet) haben, während du überführt wurdest zum (schönen) Westen (= in die Nekropole). (3) Opferbedarf (= Speisenbedarf für das Totenmahl). (4) Hepi.
Bibliographie
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