Schlangen waren in Ägypten sehr verbreitet, nicht nur in den Sumpfgebieten des Niltales und des Deltas, sondern auch in der Wüste. Schlangenbisse waren für die Ägypter eine sehr reale Gefahr, vor allem, weil sie oft barfuß waren und Kleider trugen, die keinen großen Schutz boten. Ein später Papyrus, der jetzt im Brooklyn Museum aufbewahrt wird, beschreibt alle Arten von Schlangen und die Folgen eines Bisses auf wissenschaftliche Art. es ist keine Überraschung, daß ein solch gefährliches Reptil auch in religiösem Kontext erscheint. Zahlreiche Schlangengötter und vor allem -göttinnen kommen in Texten und Darstellungen vor, und bekannte Göttinnen wie Isis konnten auch als Schlange verstanden werden. Vielleicht die berühmeteste aller Schlangengöttinnen war Wadjit, die Beschützerin Unterägyptens, die als Symbol der Herrschaft des Königs über Ägypten neben der Geiergöttin Nechbet an seinem Kopfschmuck erscheint (siehe Uräus). Andere wichtige Gottheiten in Schlangengestalt waren Meresger, die Göttin der Bergspitze el-Qurn am Westufer von Theben, und Renenutet, die Göttin der Ernte und Fruchtbarkeit. Die vier Göttinnen der Achtheit von Hermopolis konnten auch schlangenköpfig dargestellt werden. Bei den Göttern wird Neheb-kau gewöhnlich mit einem Schlangenkopf und einem menschlichen Körper dargestellt. Die Personifikation des Bösen war Apophis (Apep), der Erzfeind des Sonnengottes. Nach einer Beschreibung des Amduat, einem der Totentexte des Neuen Reiches, war er außerordentlich lang: eine Sandbank von mehr als 220 x 220 m wurde von seinen Windungen vollständig bedeckt. Die Ägypter kannten viele magisch-religiöse Sprüche, um die Gefahr eines Schlangenbisses abzuwehren und auch, um denjenigen zu heilen, der bereits gebissen worden war. Solche Texte sind nicht nur auf Papyrus überliefert, sondern sie wurden von der Spätzeit an auch auf Stelen geschrieben. Sie wurden auch mit Szenen dekoriert, die als hilfreich erachtet wurden, etwa dem Gesicht des Gottes Bes und dem Kind Harpokrates, das als Zeichen des Sieges all die gefährlichen Tiere, die es einst bedrohten, unter den Füßen und in den Händen hat.