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Bes

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Ein beliebter Hausgott, der an seiner grotesken Erscheinung zu erkennen ist: dem Körper eines Zwerges, gekrümmten Beinen, der Mähne und den Ohren eines Löwen, dem häufig die Zunge aus dem Maul hängt, einer Kopfbedeckung mit aufrechtstehenden Federn und gewöhnlich einem zwischen seinen Beinen sichtbaren Schwanz, der zu einem Tierfell gehört, das der Gott trägt. Der Gott galt als Beschützer gegen alle möglichen Gefahren. Dabei half nicht nur sein erschreckendes Aussehen, sondern auch die Attribute, Messer oder Schlangen, in seinen Händen ('in den Händen' bedeutete 'besiegt'), eine große sa-Hieroglyphe (= 'Schutz') oder ein Musikinstrument, gewöhnlich eine Trommel oder ein Tambourin - Musik vertrieb nicht nur böse Geister, sondern versetzte die Menschen auch in eine fröhlichere und also weniger angstvolle Stimmung. Darstellungen zeigen den Gott auch eine Gazelle oder ein Schwein beherrschend; beide Tiere standen in Beziehung zu dem bösen Gott Seth. Bes war oft auf Objekten und an Orten abgebildet, wo Gefahr drohte. Schlafmöbel wie Betten oder Kopfstützen tragen oft eine Darstellung des Bes oder seiner Partnerin Thoeris. Im Schlaf, wenn die Menschen sich dessen, was um sie herum vorgeht, nicht bewußt sind, sind sie allen Gefahren der Nacht ausgesetzt. Die Gefahren bei der Geburt eines Kindes konnten ebenfalls von Bes verhütet werden. Zu diesem Zweck ist er auf den sogenannten Zaubermessern des Mittleren Reiches und beispielsweise in den Geburtshäusern (Mammisi), unter anderem in Dendera, abgebildet. In der Spätzeit wurden Bilder des Bes oder seines Kopfes als Schutz gegen das Böse als Amulett um den Hals getragen. Die Rolle des Bes auf den magischen Stelen ist sehr interessant. Diese zeigen den jugendlichen Horus, der selbst ein Sieger über gefährliche Tiere wie Schlangen und Krokodile war. Fast immer ist das Gesicht des Bes über Horus abgebildet. Die Texte verdeutlichen, daß Bes hier als der alte Sonnengott betrachtet wird, der in dem Sonnenkind verjüngt wird. Soviel man weiß, hatte Bes keinen eigenen Kultbezirk. Er ist jedoch als 'Gastgottheit' in den Tempeln anderer Götter vertreten, wo er manchmal als Orakel befragt wurde. In einer der Nebenkammern des Tempels Sethos' I. in Abydos sind viele Besucherinschriften an Bes gerichtet. Tatsächlich war Bes die Personifikation einer ganzen Gruppe von Göttern, deren Charakteristika so miteinander verworren sind, daß es jetzt schwierig ist, sie auseinanderzuhalten. Dazu kommt, daß trotz der zahlreichen Abbildungen dieser Götter das Textmaterial spärlich ist; außerdem ist die Überlieferung erst nach dem Neuen Reich informativer. Jedenfalls ist Bes eng mit einem Gott von ähnlicher Erscheinung namens Aha ('Krieger') verwandt. Eine weibliche Entsprechung, Beset, ist ebenfalls bekannt; abgesehen von einigen wenigen Abbildungen aus dem Mittleren Reich erscheint sie hauptsächlich in ptolemäischen Quellen. In Funktion und Erscheinung ist sie Bes außerordentlich ähnlich; sie ist gewöhnlich nackt dargestellt.