Diese in Form wie Funktion außergewöhnliche Tierdarstellung ist nach Ausweis der Beschriftung auf der rechten Körperseite des Buckelrindes ein Gewicht. Dort sind übereinander zwei Zahlzeichen für "10" in Goldtauschierung in die Bronzeoberfläche eingetieft. Die Inschrift wird begrenzt durch einen hochrechteckigen Rahmen, der ebenfalls in Gold tauschiert ist. Rechnet man diese Mengenangabe "20" auf das Gewicht des Objekts um, so kann es sich nur um 20 Deben (im Neuen Reich ist die Gewichtseinheit Deben mit 91 g anzusetzen) handeln, von denen allerding durch die Beschädigungen der Figur ziemlich viel verloren ging. Das Objekt ist damit das bisher größte Bronzegewicht in Tiergestalt, das aus Ägypten erhalten blieb.
Das Gewicht hat die Gestalt eines Buckelrindes, das in natürlicher Haltung am Boden liegt. Das Tier hat die Beine untergezogen und den Schwanz nach oben über den Rücken gelegt. Die zoologischen Charakteristika des Buckelrindes sind klar herausgearbeitet, wenn auch - wie in Ägypten üblich - auf naturalistische Detailgenauigkeit verzichtet wurde. Das Gewicht ist auf der Unterseite offen, so dass der heute noch erhaltene Teil der Füllung aus Blei zu sehen ist. Die ursprünglich wohl vorhandene Bronzebedeckung der Unterseite und Teile der rechten Körperseite sind verloren, was die Diskrepanz zwischen tatsächlichem Gewicht und Gewichtsangabe erklären könnte.
Gewichte in Tiergestalt waren nur für relativ kurze Zeit "in Mode"; ihr Gebrauch kann aufgrund gut datierter Darstellungen in Relief und Malerei auf die Zeit der frühen bis späten 18. Dynastie eingegrenzt werden. Sie wurden durch geometrisch geformte Gewichte abgelöst.
Eggebrecht, A. (Hrsg.), Gewichte in Tiergestalt aus dem alten Ägypten, Hildesheim - Mainz 1992, S. 7-8, Abb. S. 5, S. 6.
Eggebrecht, A. (Hrsg.), Pelizaeus-Museum Hildesheim : Die ägyptische Sammlung, Hildesheim - Mainz 1993, Abb. 49.
Seidel, M., Ein neues Gewicht in Rindergestalt, in: Kessler, D. & Schulz, R. (Hrsg.), Gedenkschrift für Winfried Barta (Münchener Ägyptologische Untersuchungen 4), Frankfurt 1995, S. 353-354, Tf. 1.